Im Zeitraum vom 18.–22.06. findet am SeaM ein Austausch mit der Universitat Pompeu Fabra (Barcelona) statt.
In diesem Zusammenhang wird es verschiedene interessante Programmpunkte geben.
Deutschland und Spanien teilen eine Zeit unliebsamer Geschichte, deren Aufarbeitung weder in Deutschland noch in Spanien ihren Abschluss gefunden hat: den Nationalsozialismus und den Franquismus.
Die Aktualität dieser Frage zeigt die noch im Jahr 2017 beschlossene Umbenennung derjenigen 52 Namen von Straßen und Plätzen in Madrid mit Bezug zu Franco. Generell entwickelte sich erst ab Ende der 1990er Jahre sowohl in den Medien als auch in der politischen und zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung eine geschichtspolitische Debatte über den von den Kritikern als »Pakt des Schweigens« bezeichneten Umgang mit der Diktatur. In den vergangenen zehn Jahren ist in Spanien eine neue politische, soziale und kulturelle Dimension des öffentlichen Umgangs mit der franquistischen Vergangenheit festzustellen.
Auch der Holocaust gehört seither nicht nur zum Gedächtnis der Deutschen, sondern seiner wird global erinnert. In Deutschland dauerte es bis in das Jahr 2005, als nach jahrelangen Debatten in Berlin das Denkmal für die ermordeten Juden Europas eingeweiht werden konnte. Drei Jahre später wurde unweit vom Stelenfeld ein eigenes Denkmal zur Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen aufgestellt, und im Oktober 2012 folgte ein eigenes Denkmal für die Roma und Sinti. Die Unausweichlichkeit, dass bald auch die letzten Überlebenden des Holocaust und des Franquismus gestorben sein werden und sie nicht mehr unmittelbar persönlich Zeugnis vom Geschehen ablegen können, hat einen deutlichen Schub in der Dokumentation ihrer Erlebnisse, in der Musealisierung und Medialisierung bewirkt. Von der Relevanz im Bezug auf den aufkeimenden Rechtspopulismus und den drohenden Verfall Europas ganz zu schweigen. In unserer hochschulübergreifenden und interdisziplinären Veranstaltungsreihe möchten wir mit Studierenden eine künstlerische Annäherung an das Thema finden. Gemeinsam werden wir im Wintersemester 2017/18 an der Professur Elektroakustische Komposition und Klanggestaltung und an der Professur Bauformenlehre der Bauhaus Universität Weimar, zwei Fachmodule anbieten, die sich mit dem Hauptthema Raum-Klang-Installation beschäftigen und inhaltlich ein Konzept zur Aufarbeitung der Diktaturen in Deutschland und Spanien entwickeln.
In enger Zusammenarbeit möchten wir Orte der diktatorischen Vergangenheit Spaniens und Deutschlands, die nicht selten einen janusköpfigen Charakter haben, suchen und räumlich wie akustisch erforschen. Wir werden Möglichkeiten ausloten, Räume akustisch zu verfremden und damit in Erinnerung zu rufen, was die Geschichte überschrieben hat.
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